SchrabSchrabs Begegnung mit dem Tod

Heute durfte mein Modelhubschrauber (ein Blade mcpX2) seinen ersten Ausflug in die Natur machen. Ausgesucht hatte ich mir ein Feld in der Nähe, welches sehr leicht zu erreichen ist.

Die ersten Flugversuche klappten ganz gut, und so war der erste Akku auch relativ fix leer. Also den zweiten Akku eingesetzt, und weiter gings. Durch die guten Fortschritte mit der Steuerung wurde ich wohl ein wenig übermütig, und so driftete der Helikopter dann doch so einige Meter ab und war kaum noch in Sichtweite. “Jetzt nur nicht die Nerven verlieren und ihn zurück holen”, sagte ich mir und versuchte cool zu bleiben. Blöd nur, dass das Steuern nahezu unmöglich wird wenn man keine Ahnung mehr hat, wie das Ding gerade ausgerichtet ist. Und so stürzte er dann ab. Ins Gras.

Wenn man neu in einem Hobby ist, dann macht man Anfangs natürlich Fehler. Einer dieser Fehler lautet: Niemals einen Mikro-Copter über hohem Gras fliegen!! Der Copter ist darin nämlich nahezu unsichtbar. Diese Tatsache wurde mir dann auch direkt bewusst. Trotzdem losgespurtet, 50 Meter gen Norden, die Beine den Zecken zum Fraß vorwerfen.

Und so vergingen dann schnell 15-20 Minuten. Eine richtige Suchstrategie hatte ich nicht, Zick-Zack laufen oder Kreuz und quer? Ich wusste ungefähr den Bereich, wo er abgestürzt war, relativ nahe an der Straße. Straße? Ja richtig, das Feld grenzt an eine relativ gut befahrene Straße. Das war Fehler Nummer Zwei. Da suchte ich also vor mich hin, vorsichtig durchs Gras laufend um nicht auf den Copter zu treten, was dessen Tod bedeuten würde. Apropos Tod: Als ich mich umdrehte, da sah ich ihn am anderen Ende des Feldes stehen: Den Traktor.

Was soll man davon halten. Da wächst seit 100 Jahren das Gras auf dieser verfickten Wiese. Und dann stürzt mein Helikoper auf ihr ab. Und genau in diesem Moment kommt er, der Traktor. Das am hinteren Ende montierte Grasmähwerkzeug bestätigte mich in meiner schlimmen Vorahnung. Ich spürte die Panik in mir aufkommen und spurtete hin. Klar sah er mich, der gute Mann im Traktor, aber anhalten? Ich musste dem Fahrzeug zuerst 20-30 Meter hinterher laufen bis er anhielt. Ich bat ihn freundlich, ob er nicht noch kurz mit seinem Werk inne halten könne. Ebenso freundlich verneinte er dies und wies mich darauf hin, dass er aber erstmal am anderen Ende des Feldes mit dem Mähen beginnen würde.

Die Zeit tickte. Schnell begab ich mich zurück zur vermeintlichen Absturzstelle. Auf dem Weg dorthin holte ich das Handy aus der Tasche um einen Freund anzurufen, um ihn um Unterstützung bei der Suche zu bitten, doch ich blieb auf mich allein gestellt.

Noch immer die Fernbedienung in der Hand haltend ging ich zur “ZickZack”-Kurs Strategie über. Alle paar Meter drückte ich aus purer Verzweiflung einen Hebel an der Fernbedienung um die Taumelscheibe zu bewegen um vielleicht ein Rascheln zu erzeugen. Erwähnte ich schon, dass das Feld an eine Straße grenzte? Also musste ich die Pausen zwischen den Autos nutzen, da deren Geräusch ansonsten alles übertönte.

Und als die Stimmung auf dem Tiefpunkt war, da hörte ich etwas. Ich musste mich mehrfach davon überzeugen, ob das Rascheln auch wirklich von mir erzeugt wurde. Und es war so: Ein Druck auf den Hebel und es raschelte. Hoffnung! 2 Sekunden später begann ein Grollen. Und das rascheln war weg.

Ich drehte mich um, und da war er. Traktor! So kurz vor dem Ziel, und doch alles vergebens? Ich legte die Fernbedienung auf den Boden um zumindest die Stelle, an der das Rascheln hörbar war, wieder zu finden und rannte zum Traktor. Ich versuchte dem freundlichen Menschen die Situation zu erklären.

ja du, ich muass au mei gschäft au ‘z Ende bringe woisch!

Ich handelte drei Minute Zeit mit ihm aus. Drei. Ich ging zurück und war davon überzeugt, jetzt nicht mal mehr die Fernbedienung zu finden. Doch ich fand sie. Und es raschelte wieder, nachdem der Traktor verstummte. Und dann fand ich ihn wieder. Er fand ihn. Der Traktormann.